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Talententwicklung in der Berufsausbildung

Wie deine Auszubildenden ihre Talente in sich entdecken können


Die Ausbildung ist die Zeit für junge Menschen, in der sie ihre Talente im Berufsleben entdecken und diese auch weiterentwickeln.

Aber nicht nur der Berufsneuling geht auf Entdeckungsreise. In der betrieblichen Ausbildung gehen wir gemeinsam auf diese Reise und können die Talente der Lehrlinge ebenfalls entdecken und fördern.

Das gelingt ganz einfach mit Aufmerksamkeit und einer guten Kommunikation. Vor allem aber mit der Offenheit im Unternehmen Weiterentwicklung zuzulassen.

An dieser Stelle möchte ich dir gerne ein Beispiel nennen, das wunderbar zu unserem Thema passt.

 

Ich durfte eine junge Frau in ihrer Ausbildung begleiten, die ihre ersten Schritte im Berufsleben als Restaurantfachfrau gewagt hat. Es hat ihr viel Spaß gemacht, sie war motiviert, sehr herzlich im Umgang mit Gästen und sie hat sich super im neuen Umfeld zurechtgefunden.

Wir hatten damals in unserem Hotel eine große Veranstaltung und haben Teams zusammen gestellt, die zu verschiedenen Zeiten in einer anderen Abteilung, zum Beispiel bei den Vorbereitungen, mithelfen können. So also, dass Servicemitarbeiter in der Küche mitgeholfen haben und nachmittags auch Köche im Restaurant beim Eindecken für das Gala Diner ihr Bestes gaben.

Die Auszubildende, von der ich heute erzähle, hat in der Küche mitgeholfen. Einen Tag später kam sie zu mir und erzählte, wieviel Spaß sie dabei hatte und wenn es noch einmal die Möglichkeit gibt, würde sie gerne wieder in der Küche helfen. Ja und die Möglichkeit hat sie bekommen.

Nach rund zwei Monaten saßen wir dann bei einem Gespräch und sie sagte mir, dass sie ihre Ausbildung gerne als Köchin weiter machen möchte.

Natürlich war ich anfangs kurz irritiert, habe mir aber viel Zeit genommen um mit ihr darüber zu sprechen. Danach wurde alles in die Wege geleitet und ein erster Termin mit der Personalleitung und dem Küchenchef arangiert.

 

Bei diesen Gesprächen trennten sich dann allerdings die Meinungen und es wurde jede Menge Zeit geschindet. Aus einem Termin wurden noch Vier weitere. Mehr und mehr kam es mir so vor als wurden es Rechtfertigungsgespräche.

Ihr Strahlen wurde immer weniger da für die Personalleitung andere Themen mehr im Vordergrund standen. Zum Beispiel der bürokratische Aufwand, das Unverständnis und die Frage; Warum das jetzt sein muß und die junge Frau überhaupt wechseln will? Vielleicht würde sie die Küchenlehre ja auch abbrechen wollen.

So kam es aber nicht. Die Auszubildende hat ihre Lehre super gemeistert und sogar bei einem Teamwettbewerb mit einer Kollegin aus dem Restaurant den ersten Platz belegt.

 

Was ich dir damit sagen möchte ist, dass junge Menschen sich und ihre beruflichen Talente gerade erst kennenlernen und entdecken. Jeder kann natürlich ganz individuell solche Situationen betrachten und sollte wirklich Möglichkeiten für Entwicklung geben. Egal wie man sie gesaltet. Das kann, wie bei meinem Beispiel, auch erst einmal ein Wechsel in die andere Abteilung für eine gewisse Zeit sein, damit der junge Mensch feststellen kann, ob es nicht nur das Gefühl von heute war, sondern eine Entscheidung für sich und seine Zukunft treffen kann.

 

Was bringt es, wenn durch Rechtfertigungsgespräche die Motivation des Lehrlings und sein Brennen für etwas gelöscht wird? Obwohl er dem Unternehmen treu bleiben und ein Teil davon werden will.

Nur eben mit einem, für sich neu entdecktem Talent: Der Kreativität des Kochens...



Talente können zum Einen in verschiedenen Bereichen, egal ob fachlich oder sozial natürlich schon mit ins Berufsleben gebracht werden.

Bei jungen Menschen, die aber gerade die ersten Schritte im "neuen Leben" nach der Schule machen, schlummern meist unterbewusst noch viele Talente oder sie entwickeln neue Talente im Laufe ihrer Ausbildung.

 

Das tolle ist ja, dass man diese auch erkennt. Wenn jemand eine Sache sehr gerne macht, wenn sie ihn begeistert und er viel darüber erfahren und lernen möchte.

Zum anderen gibt es auch Talente, die einem erst auffallen, wenn man neue Dinge wagt, mutig ist und sich traut etwas Neues auszuprobieren.

 

Die Gastronomie und Hotellerie bietet so viele Möglichkeiten dafür, weil die Lehrberufe so facettenreich sind, dass es umso wichtiger ist den jungen Menschen Möglichkeiten zu bieten und diese auch nach außen zu tragen. Unsere Branche sucht nicht nur "fertig gebackene" Talente, sondern gestaltet die Ausbildung so, dass es viel Raum für Endecken und Entwickeln gibt.



Wie kannst du deinen Teil dazu beitragen, dass ein junger Mensch seine Talente entdecken kann?

Ich möchte dir gerne ein paar Ideen mitgeben, wie du diese Entdeckungsreise für deinen Berufseinsteiger in der Gastronomie oder Hotellerie gestalten kannst.

 

Der Ausbildungsrahmenplan des jeweiligen Berufsbildes, den jedes Unternehmen als Grundlage zur Gestaltung des betrieblichen Rahmenplans verwendet, ist die Basis.

Mit den folgenden Ideen wollen wir etwas über den Tellerrand hinausschauen.

Anders beschrieben, lassen sich viele Themen mit der Basis und ein paar Aktionen sehr gut kombinieren. Sie bringen nicht nur Spaß und fördern auch jede Menge berufsübergreifende Kompetenzen, die unsere Talente von morgen sehr gut gebrauchen können. All diese Ideen können auch einen Teil zur Gästezufriedenheit beitragen und ein Gewinn für die Unternehmenskultur sein.

Eine WIN WIN Situation für alle !


Projekte

Sie sind eigentlich sehr bekannt, trotzdem finden manche Menschen immer noch, die braucht es in der GastroAusbildung nicht. Diese Meinung teile ich nicht und bin sehr begeistert, was in unserer Branche auch in Krisenzeiten alles möglich gemacht wurde. Zum Beispiel die "Azubi-Cuisine zum Mitnehmen" oder ein "Eis-Drive-in".

Viel Kreativität kam zum Einsatz, mit vollem Erfolg.

Natürlich kann man diese Zeit nicht vergleichen mit Zeiten des "normalen Geschäfts". Aber auch wenn wir den Fokus wieder voll bei unseren Gästen haben können, lassen sich Projekte sehr gut in die Arbeitswelt integrieren und ein Gewinn für alle sein.

Ein Beispiel von mir ist das Projekt Fotobuch unter dem Motto "Eine kulinarische Reise".


Side Jobs

Eine Art Nebenjob für unsere Auszubildenden nenne ich diese Idee.

Da passt vielleicht gerade zu unserer jungen Generation das Stichwort "Social Media". Die Generation, die jetzt ihre Ausbildung startet oder gerade dabei ist, ist mit Facebook, Instagram und Co. quasi verheiratet und aufgewachsen. Vielleicht hat ein Lehrling Lust das Unternehmensprofil auf diesen Plattformen mitzugestalten und kann neue Ideen einbringen. Das ist auch eine tolle Aktion um generationsübergreifend voneinander zu lernen und Wertschätzung zu erfahren. Es kann auch eine Seite für Mitarbeiter gestaltet werden, die euren Teamspirit in die Welt hinaus trägt und wiederum Menschen anzieht, denen eure Unternehmenskultur gefällt. Also die Mitarbeiter von morgen.

 

Der zweite Gedanke zu einem Side Job ist ein Patenschaftsmodel im Betrieb zu integrieren. Wobei Auszubildende im 3. Lehrjahr Pate eines Berufsneulings werden und für diesen ein zusätzlicher Ansprechpartner sein können. Es kann auch hier wieder eine WIN WIN Situation für beide sein und die Gestaltung kann ganz idividuell sein.


Better Together-Teams

Meine dritte Idee für dich im Zusammenhang mit Talente fordern und fördern nenne ich "Better Together-Teams".

Das sind Teams, die für verschiedenen Themen im Unternhehmen zusammen finden und diese mithilfe einer Ideenwerksatt oder eines Arbeitskreises mitgestalten.

 

Beispiele für Teams sind: Das Team Mission Green, das sich mit Fragen, Ideen und Verbesserungen rund um das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Ein Team, das sich mit sozialen Themen über das Unternehmen hinaus befasst, um Gutes in der Gesellschaft zu tun. Gemeinsam mit dem Background des Betriebs und dem gesamten Team kann viel bewegt werden.

Weitere "Better Togheter-Teams" könnten sich mit Themen wie Qualitätsmanagement oder der Servicekultur befassen.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, die ganz individuell für jedes Unternehmen umsetzbar sind.

 

In der Praxis können sich die Teams einmal oder zweimal im Monat treffen und an ihren Ideen und Projekten arbeiten, die Vorschläge der Direktion oder den nächsten Ansprechpartner weiterleiten und gemeinsam den Erfolg des Unternehmens mitgestalten.

Natürlich wird es Entscheidungsträger geben, die dann weiter dafür verantwortlich sind, welche Ideen umgesetzt werden können oder welche auch nicht. Meine Empfehlung ist dabei immer, den Teams diese Entscheidungen so transparent wie möglich zu kommunizieren, warum etwas nicht umgesetzt werden kann. Das macht es für die Auszubildenden und Mitarbeiter verständlich und lässt die Motivationskurve nicht drastisch abflachen.

 

WICHTIG im Zusammenhang mit Ideen finden und Umsetzen.

 

Am Wichtigsten ist, dass der Prozess nicht bei der aufgeschriebenen Idee vom Auszubildenden endet. Er sollte den Weg bis zur Umsetzung und darüber hinaus mitgehen und miterleben können.

Nichts ist so demotivierend als von seiner eigenen Idee plötzlich ausgeschlossen zu werden oder wenn sich ein anderer Mensch mit diesen Federn schmückt.

Man wird genau das Gegenteil erreichen, was man mit den Teams ja eigentlich möchte. Nämlich dass sich Mitarbeiter ausgeschlossen fühlen und die Treffen für sinnlos abstempeln.

 

Ich habe solche Situationen schon miterlebt und was meinst du was ich gemacht habe? Ich hatte irgendwann keine Motivation mehr für Kreativität und wollte mir auch keine Gedanken mehr über Themen machen, die gut für den Betrieb wären. Ich habe dazu immer gesagt: " Sie wollen mir meine Flügel stutzen!"

Jede Idee die genannt wurde, wurde meist erst dann für gut empfunden, wenn sie von Jemandem kommuniziert wurde der in einer angemessenen Position dafür war, gehört zu werden.

Aber genau in diesen Momenten fängt für mich Wertschätzung ALLER Mitarbeiter an.

Genau deshalb ist es wichtig, Auszubildende und Mitarbeiter mit in den Prozess einzubinden.

Nur so könnne sie Erfahrungen sammeln, Verantwortung übernehmen, Fehler machen und Erfolge feiern.

Wenn jeder Gastgeber ein Teil vom großen Ganzen ist und Sinn in seinem TUN sehen kann, sind die "Better Toghetter Teams" eine wertvolle Aktion im Unternehmen.


Perspektivenwechsel

Man könnte auch sagen; eine Einladung für deine Auszubildenden ihren Blickwinkel zu wechseln. Weil es in unserer Branche, wie vohrin schon einmal erwähnt, so viele Facetten gibt, in die ein Berufseinsteiger hineinschnuppern kann und auch sollte.

Hier wollen wir wieder einen Blick über den Tellerrand hinaus wagen und einem jungen Menschen mehr zeigen als die Abteilungen, die er laut Ausbildungsplan sowieso erleben darf.

Es ist wichtig, dass gerade Schulabgänger verstehen lernen, wie ein Restaurant oder Hotelbetrieb funktioniert.

Dafür braucht es auch nicht unbedingt sehr viel zeitliche Ressourcen. Meist genügen ein bis zwei Tage, in denen er verstehen und lernen kann, wie Abteilungen miteinander arbeiten.

Dieser Gedanke weitergedacht könnte ein Berufseinsteiger auch einen Tag die Assistenz der Restaurantmanagerin oder des Küchenchefs sein, einfach nur um zu sehen, zu staunen und um einen Einblick in das Arbeitsfeld einer Führungskraft zu bekommen.

Vielleicht findet er Inspiration für seine Zukunft oder seine Ziele und kann noch mehr den Sinn verschiedener Tätigkeiten verstehen.

 

Ein Perspektivenwechsel kann auch zum Nachdenken anregen und gerade jetzt wo wir durch stürmische Krisenzeiten gehen mussten oder auch noch müssen fände ich es toll, wenn zum Beispiel eine Hoteldirektorin oder ein Unterhehmer unserer jungen Generation einen Einblick ins Geschehen gibt und ihre Fragen beantwortet. Man könnte zu einem "runden Tisch" einladen, bei dem ein Gespräch die Möglichkeit bietet zu berichten, mit welchen Herausforderungen gerade gekämpft wird und was es heißt Entscheidungen treffen zu müssen. Ich bin mir sicher, dass gerade solche Gespräche viele positive Auswikungen auf das Team, die Unternehmenskultur und das Verständnis der Auszubildenden und Mitarbeiter haben wird.



All diese Ideen haben miteinander gemeinsam, dass sich die Auszubildenden weiterentwickeln und vielleicht auch neue Seiten in sich entdecken können die sie begeistern und motivieren.

Sie werden sich neue Kompetenzen aneignen können und ihre Talente und Potenziale für sich und das Unternehmen nutzten und einsetzen.

Ich würde also sagen, eine WIN WIN Situation für alle Teams der Berufsausbildung.


Call to action

Du könntest dir für die nächsten Wochen vornehmen deinen Auszubildenden etwas näher zu beleuchten und dir Gedanken darüber machen, welche Talente du bei ihm oder ihr, entdecken kannst.

Bei einem gemeinsamen Gespräch kannst du dann von deinen Beobachtungen erzählen und auch ein wertschätzendes Kompliment aussprechen.

Vielleicht hast du jetzt auch ein paar Ideen dazu gewonnen, wie ihr in Zukunft gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen könnt.



Ich wünsche euch ganz viel Spaß dabei und am Ende bleibt mir für diesen Beitrag noch zu sagen: Es ist wichtig Raum zu finden, für Entwicklung und vielseitige Ausbildung in unserer Branche.

Natürlich gibt es in der Gastronomie und Hotellerie auch Hindernisse, die die Umsetzung von Projekten, Side Jobs, Better Together-Teams oder einem Perspektivenwechsel für die betriebliche Ausbildung nicht einfach machen.

Unsere zeitlichen Ressourcen sind knapp bemessen, die Ausbildung ist nicht vergleichbar mit einer anderen Branche, da auch die Beständigkeit nich leicht zu meistern ist.

Trotzdem ist meine Devise: Wo ein Wille, da ein Weg.

Mit Fokus, guter Planung und Kreativität können wir unsere Ausbildung bunt und lebendig gesalten.

 

Talente finden Lösungen, Genies entdecken Probleme!

 

Auf was warten wir also? Let's go!

Deine Mandy


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