Hallo liebe Kollegen,

mein Name ist Martin Bosch ich bin 40 Jahre jung und wohne in Baden-Württemberg in Deutschland. Ich bin Küchenmeister und seit 2007 mit meiner Schwester selbstständig im eigenen Hotel- und Restaurantbetrieb. Seit 2015 bin ich ehrenamtlich für die Berufsbildung im Hotel- und Gaststättenverband in Baden-Württemberg zuständig und seit 2018 auch stellvertretender Bundesvorsitzender für Berufsbildung. 

Erinnert ihr euch noch an Februar 2020 - eigentlich noch gar nicht so lange her und doch neigt man zu sagen, "wie aus einer anderen Welt!"

In meinem Spartphone finden sich Bilder mit Menschenansammlungen wieder, genauso wie Zeitungsartikel mit Übernachtungsrekorden, steigenden Bettenzahlen und hochfrequentierten Fachmessen.

All diese Superlativen verschwinden sicher für längere Zeit in der Schublade der unbenutzten Worte.

Tägliche Schreckenszenarien verunsichern nicht nur die Betriebsinhaber, die Mitarbeiter unserer Branche, sondern im Besonderen auch die Auszubildenden der Hotellerie und Gastronomie.

Was wird aus meiner Abschlussprüfung?

Wie geht es mit der Berufsschule weiter?

Rutsche ich jetzt in Kurzarbeit?

Werde ich nach der Ausbildung noch übernommen?

Wann macht der Betrieb wieder auf?

Das sind als verantwortlicher Ausbilder und auch als Ehrenamtsträger im Hotel -  und Gaststättenverband DEHOGA die Fragen, mit denen ich am meisten konfrontiert bin.

Für all diese berechtigten Fragen gibt es derzeit keine "einfachen" Antworten.

Die Corona-Pandemie stellt nicht nur die Hotellerie und Gastronomie, sondern ALLE in unserer Gesellschaft vor eine große Prüfung.

Aber wie gehen wir als Betriebsinhaber voran, wenn keiner von uns die richtigen Antworten auf die drängenden Probleme kennt?

Selten genug konnten wir in den letzten "Boom-Jahren" durchatmen, reflektieren und uns überhaupt mal neu justieren.

Also steckt in all dem Leid und der Sorge auch eine Chance auf Erneuerung und die Möglichkeit der Verbesserung.

Und da haben wir als Branche an der ein oder anderen Ecke durchaus Nachholbedarf, nicht wahr?

Das Hotelliers und Gastronomen landauf landab ein hohes Maß an Kreativität besitzen, zeigt sich doch allein schon in den Angeboten, die trotz geschlossener Restaurants und behördlich untersagten Reisens momentan umgesetzt werden.

Auszubildende führen als Projektaufgabe den Betrieb weiter, Kochazubis kreieren Menüboxen "to go" und plötzlich schreitet auch das digitale Lernen an den Berufsschulen und in den Betrieben mit Meilensteinen voran.

Genau diese Kreativität und unser Wissen mit "nicht einfachen" Situationen - ebenso wie mit "nicht einfachen Gästen" - gut und professionell umgehen zu können, gibt uns die Chance, momentan vielleicht einen Gedankenschritt schneller zu sein.

Den einen Schritt: Stärker als wertschöpfende Branche von der Gesellschaft wahrgenommen zu werden und der Politik vor Augen zu führen, dass (teil-) geschlossene Betriebe Hilfe benötigen.

Die Corona-Pandemie wird unbeschtritten den Tourismus und die Gastronomie als Ganzes verändern. Doch wer nach dem Innehalten frühzeitig seinen Weg einschlägt und es schafft sein Team und die Auszubildenden mitzunehmen, der wird gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.

Wir brauchen als Unternehmer Vertrauen in uns, unsere Teammitglieder und den Mut diese Gratwanderung gemeinsam zu wagen und erfolgreich zu meistern. Zum anderen brauchen wir handlungsfähige Politiker, die es schaffen die Rucksäcke für diese Wanderung mit den richtigen Materialien zu befüllen!